5. August 2021 Kommentar 0 Mit Foodwaste färben Im September 2019 lernte ich Alba kennen. Sie zeigte mir, wie sie Stoffe mit Foodwaste färbte – und ich war sofort begeistert. Schon lange suchte ich nach nachhaltigem Stoff, und die Idee, selbst mit Foodwaste zu färben, passte perfekt zu meiner Vision von Nachhaltigkeit. Als ich antiken Schweizer Leinenstoff von der ehemaligen Leinenweberei Langenthal erhielt, wusste ich sofort: Wir werden den Leinenstoff mit Foodwaste färben. Das Experiment begann. Der Prozess Zuerst wasche ich den Stoff, entschlichte ihn und beize ihn. Beim Entschlichten entferne ich alle Imprägnierstoffe, chemischen Substanzen und natürlichen Fette. Das Beizen macht die Fasern aufnahmefähiger und sorgt dafür, dass die Farben intensiver und gleichmäßiger werden. Außerdem werden die Farben dadurch licht- und waschecht. Ich erhitze den Foodwaste in einem Topf mit Wasser. Bei Avocados verwende ich die sauberen Schalen und den Kern. Durch die Wärme setzen sich die Farbstoffe frei. Nach einer Stunde überprüfe ich die Farbe. Die Farbe verändert sich jedoch während des gesamten Färbeprozesses. Erst im trockenen Zustand zeigt sich die endgültige Nuance. Die Kontrolle der Farbnuancen ist anspruchsvoll: Der pH-Wert des Wassers, die Herkunft der Lebensmittel und viele kleine Faktoren beeinflussen das Ergebnis. Wir färbten den Stoff bereits mit Spinat, Kurkuma und Avocado. Zusätzlich experimentierten wir mit Erdbeeren, Heidelbeeren, Zwiebelschalen, Himbeeren und Randen. So entstehen jedes Mal einzigartige, natürliche Farben. Wenn die Farbe den gewünschten Ton erreicht, siebe ich den Foodwaste ab. Ich lege den Stoff in den Farbsud und erhitze ihn erneut. Dabei achte ich darauf, dass der Stoff die ganze Zeit unter Wasser bleibt, um Flecken zu vermeiden. Anschliessend lasse ich den Stoff über Nacht im Färbesud ziehen. Am nächsten Tag überprüfe ich die Farbe des Stoffes. Ist sie noch nicht intensiv genug, lasse ich den Stoff länger im Farbsud ziehen. Ist die gewünschte Farbe erreicht, wasche und trockne ich den Stoff sorgfältig. Spinat // Avocado Kurkuma Das Färben erfordert viel Aufwand, Zeit und Handarbeit. Für mich war es ein fantastisches Experiment. Ich geniesse es, den langsamen Färbeprozess mitzuerleben und aktiv mitzugestalten. Ein solcher Prozess funktioniert nur gemeinsam als Team. Herzlichen Dank an Alba, Toni und natürlich auch an meinen Kleinen fürs Mithelfen. Ausserdem danke ich Migros für den Foodwaste und En Bas für den Kurkumatrester. Du möchtest wissen, wie die Kleider schlussendlich aussehen? Hier findest du die Bilder vom Shooting. Und hier findest du weitere Bilder vom Färben. Weitere Artikel